Die Verwaltungsschale (AAS), der Digitale Produktpass und das Digitale Typenschild bieten vielversprechende Ansätze, um die Digitalisierung in der Industrie voranzutreiben. Doch wie schätzen Experten ihre Marktreife und den Nutzen für den Mittelstand ein?
Potenziale und Herausforderungen der Verwaltungsschale (AAS)
Die Verwaltungsschale ist eine zentrale Komponente im Kontext von Industrie 4.0 und digitalen Zwillingen. Sie stellt sicher, dass Informationen zu einem Produkt oder einer Maschine einheitlich und strukturiert zur Verfügung gestellt werden. Aus Sicht eines Branchenexperten ist das Konzept der Verwaltungsschale vielversprechend, aber noch nicht vollständig ausgereift. „Die Grundidee ist zweifellos gut und bietet gerade in Bereichen wie Service, Vertrieb und Kundenzufriedenheit großes Potenzial“, heißt es. Allerdings sei die Marktreife noch nicht gegeben, was eine breite Umsetzung erschwere.
Digitaler Produktpass – ein erster Schritt
Der digitale Produktpass existiert derzeit nur in rudimentärer Form. Er deckt derzeit nur kleine Bereiche ab, bietet aber dennoch einen Einstieg für Unternehmen, die sich noch nicht intensiv mit der Digitalisierung auseinandergesetzt haben. Der Produktpass ist ein erster Schritt zur Schaffung von Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unternehmen können damit eine Vielzahl von Informationen zu Produkten und Maschinen digital bereitstellen, was langfristig die Effizienz und Interoperabilität steigern wird.
Umsetzungs- und Marktherausforderungen
Trotz des Potenzials gibt es erhebliche Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung. „Die Einführung solcher Standards ist oft schwierig und führt nicht selten zu Frustrationen“, so der Experte. Historische Beispiele zeigten, dass theoretisch sinnvolle Standards in der Praxis oft auf Widerstand stoßen. Auch heute sei es unrealistisch, dass 60.000 Fachleute weltweit einheitlich nach einem Standard arbeiten. Trotz dieser Herausforderungen ist die Bereitschaft zur Weiterentwicklung und Lösungsfindung groß.
Umsetzung in der Automatisierungstechnik – erste Schritte und Erfolge
Auch wenn die vollständige Implementierung der Verwaltungsschale noch aussteht, gibt es bereits erste Erfolge. So wird beispielsweise der Standard AutomationML für den Datenaustausch und die Interoperabilität sowie FMU/FMI für die Simulation eingesetzt. Diese Standards funktionieren bereits einwandfrei und werden aktiv im Maschinenbau eingesetzt. Auch andere Standards wie STEP, native CAD-Daten und DLLs sind bereits Teil der Prozesse und tragen zur Effizienzsteigerung bei.
Die Roadmap – Ausblick auf die nächsten Schritte
Für die Zukunft ist eine weitere Automatisierung in Unternehmen wie machineering geplant, insbesondere die Simulationsmodelle im machineering store. Hier sollen Informationen aus der Verwaltungsschale genutzt werden, um den Wartungsaufwand zu reduzieren. Eine Herausforderung bleibt jedoch der Testaufwand. Auch wenn die Automatisierung durch FMI die Simulation vereinfacht, bleiben manuelle Tests notwendig, um sicherzustellen, dass die ausgelieferten Komponenten und Firmware den Erwartungen entsprechen.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Bereitstellung des Vendor Package für Automatisierungspartner, mit dem diese ihre Komponenten eigenständig als Modell im Engineering Store präsentieren können. Dies soll unabhängig davon geschehen, ob die Modelle auf FMI oder DLL basieren. Voraussetzung dafür ist jedoch ein einheitliches Datenformat.